Hornkraut

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Seit ca. 10 Jahren vermehrt sich das raue Hornblatt (Ceratophyllum demersum) massenweise im Waldsee. Es wächst gerne auf schlammigen Seeböden in Wassertiefen von 0,5 m bis 1 m. Da es nicht fest verwurzelt ist, sondern nur mit den unteren Stengel-Gliedern im Schlamm steckt, treibt der Wind es auch in tiefere Wasserbereiche wo es im Sommer dichte Matten an der Oberfläche bildet. Im Herbst sterben die langen Triebe der Pflanze ab, sinken auf den Grund und vermodern dort zu Schlamm. Im Winter bilden verbliebene Pflanzenreste Knospen, die im Frühjahr aufsteigen, sich verteilen und in geeigneten Bereichen zu neuen Pflanzen heranwachsen.

Gewässerbiologen werten das Auftreten von Hornkraut als ein Zeichen, dass es dem See besser geht als in früheren Jahren, als das Kraut auf Grund des trüb-grünen Wassers gar keine Chance zum Anwachsen hatte. Im Prinzip ist eine gewisse Menge an Hornkraut sogar gut für den See:  es hält das Wasser klar, dient Libellen, Amphibien und Fischen als Kinderstube und produziert Sauerstoff. Die massive Verkrautung des Waldsees ist jedoch ein Zeichen für seine starke Überdüngung durch Straßen-Abwässer und kann bei Absterben des Krauts im Herbst zu kritischem Sauerstoffmangel führen.

Daher hat sich der Verein zum Ziel gesetzt, die Hornblattbestände durch Abharken zu reduzieren. Wir zielen dabei nicht auf eine völlige Beseitigung des Krauts, sondern lediglich auf ein Freihalten von „Schneisen“ in den Krautfeldern. Diese Freiflächen sorgen für einen besseren Sauerstoffaustausch mit der Luft, da der Wind dort durch Kräuselung der Wasseroberfläche Sauerstoff ins Wasser bringt. Außerdem reduziert das Abharken die Menge des im Herbst vermodernden Krauts und damit den Sauerstoffverbrauch. Durch das Entsorgen des Krauts reduzieren wir zudem die Nährstoffbelastung des Waldsees.

Wir halten uns bei der Entkrautung an die von der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz empfohlenen Regeln:

  • Wir harken das Kraut erst ab Mitte Juli zusammen (denn vorher steht es unter Naturschutz, als Laichgrund für Insekten, Amphibien und Fische)
  • Wir lassen es abtropfen, so dass kleine Fische, Fischlaich und Libellenlarven wieder zurück ins Wasser fließen
  • Wir lagern das Kraut in Ufernähe zwischen (mindestens ein paar Stunden), damit Kleintiere wieder zurück ins Wasser schlüpfen können
  • Wir entsorgen das Kraut, so dass Nährstoffe nicht zurück ins Wasser gelangen

Viele Anwohner harken die Bereiche um Ihre Stege und Ufer frei und entsorgen das Kraut selbst. In den Jahren 2019 und 2020, hat der Verein mehrere gemeinsame Krautfisch-Aktionen organisiert: mit Booten, Harken und Säcken rückten jeweils ca. 30 Anrainer und Freunde des Waldsees dem Kraut zu Leibe. Der Verein hatte dabei Unterstützung vom Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf: von 2 vorab definierten Stellen wurde das abgeharkte Kraut vom Grünflächenamt abgefahren und kompostiert. Ein schönes Beispiel der Zusammenarbeit von Bezirk und Waldsee-Verein!

Der Unterschied zwischen „vorher“ und „nachher“ war immer wieder verblüffend und zeigt deutlich, dass wir gemeinsam wirklich was erreichen können für die Verbesserung der ökologischen Situation am Waldsee.

In 2021 musste das Hornkrautfischen allerdings abgebrochen werden, da ein grosser, beim Hochwasser abgestorbener Baum von der Insel ins Wasser stürzte – just an einem Tag an dem 8 Anwohner dort Kraut gefischt hatten. Der Baumriese riegelte über Monate den Kraut-Ablageplatz vom restlichen See ab, so daß wir unsere Aktivitäten nicht fortsetzen konnten. Das Grünflächenamt hat es leider nicht geschafft den Baumriesen noch während der Saison 2021 zu entfernen. Uns wurde aber die Fällung der verbliebenen toten Bäume der Insel zugesagt, so daß wir hoffentlich ab 2022 wieder ungefährdet Hornkraut abfischen können. Aus der Luft wird das ganze Ausmaß des Hornkraut-Teppichs deutlich, der sich 2021 ungehindert ausbreiten konnte:

Hornkraut-Teppich zwischen Brücke (oben) und Insel (Mitte) im Juli 2021

Im September 2021 stirbt das Kraut ab und wird zu Schlamm
(Blickrichtung von Brücke zur Insel)