Phosphat-Fällung in den Regenwasserzuläufen
Der Waldsee ist überdüngt. Daher färbt sich das Wasser während der warmen Monate durch Algen grün und es kommt zur Massenentwicklung von Hornkraut. Das wiederum reduziert die Artenvielfalt im See, denn nur wenige Tier- und Pflanzenarten können mit diesen extremen Zuständen klarkommen. Unsere Studien zeigen, daß die Nährstoffe für die Massenentwicklung von Algen und Hornkraut im Wesentlichen durch Straßen-Regenwasser in den See eingetragen werden. Denn bei jedem Regen leiten die Berliner Wasserwerke ungeklärtes Gulli-Wasser von der Lindenthaler und der Argentinischen Allee (zwischen Potsdamer Chaussee und U-Bahnhof Onkel Toms Hütte) in den Waldsee.
Zum Glück wird der Waldsee im Laufe eines jeden Jahres von den Berliner Wasserwerken auch einmal komplett mit Schlachtenseewasser neu „aufgefüllt“. Der Waldsee versickert nämlich ständig ins Grundwasser und wäre längst ausgetrocknet, würde er nicht kontinuierlich mit Schlachtenseewasser versorgt. Nur während Regenperioden, wenn das Gulli-Wasser den See-Pegel über eine bestimmte Schwelle angehoben hat, stellt sich die Schlachtensee-Pumpe ab.
Dem Schlachtenseewasser fehlt ein Algen-Nährstoff. Er wurde künstlich entzogen, d.h. „ausgefällt“ und beseitigt. Das ist der Grund warum der Schlachtensee so klar ist und es dort schon seit Jahren keine Hornkrautmassen oder Algenblüten mehr gibt. Der Waldsee hätte gute Voraussetzungen genauso sauber zu werden wie der Schlachtensee, wenn man den Nährstoff aus dem Gulli-Wasser entfernen würde bevor er in den Waldsee läuft. Denn wenn dieser eine Nährstoff – Namens Phosphat – nur in geringer Konzentration im Wasser ist, können keine Algen mehr wachsen. Damit könnte der Waldsee zu einem Stadtnahen Biotop und Rückzugsort vieler gefährdeter Tier- und Pflanzenarten werden, die im Schlachtensee zwar gedeihen könnten, dort aber auf Grund der starken Nutzung durch erholungssuchende Städter nicht ausreichend Ruhe und Schutz finden.
Der Waldsee besteht zwar zum größten Teil aus phosphatarmen Schlachtensee-Wasser, das Gulli-Wasser ist aber so reich an diesem Nährstoff, daß seine Konzentration im Waldsee dann doch etwa 5x höher als im Schlachtensees ist. Vom Verein beauftragte Experten schätzen, dass es reichen würde etwa die Hälfte des Phosphats aus dem Gulli-Wasser zu entfernen, um die Wasserqualität des Waldsees deutlich zu verbessern. Dies könnte mit Fäll-Stationen an den beiden Zuläufen erfolgen. Am Zulauf Fischerhüttenstrasse müssten etwa 3 kg Phosphat pro Jahr gefällt werden und am Zulauf Argentinische Allee etwa 4 kg pro Jahr. Diese relativ geringen Mengen bräuchten laut den Experten gar nicht beseitigt zu werden. Das mit Eisenchlorid ausgefällte Phosphat würde sich einfach auf dem See-Boden verteilen und absetzen. In einigen Seen in Baden Württemberg hat sich dieses Verfahren seit einigen Jahren bewährt.
Die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) von Steglitz-Zehlendorf hat das Bezirksamt schon im Dezember 2017 aufgefordert Maßnahmen zur ökologischen Sanierung des Waldsees zu ergreifen. Der Waldsee-Verein hat dem Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf im Februar 2019 eine Studie vorgelegt, in der Gewässerexperten verschiedene Maßnahmen zur Sanierung des Waldsees bewerten. Neben der Teilentschlammung, stellt die Phosphatfällung in den Zuläufen die kostengünstigste und gleichzeitig effizienteste Maßnahme zur ökologischen Sanierung des Waldsees dar. Das Bezirksamt will den Vorschlag nun durch Gewässer-Experten des Berliner Senats prüfen lassen. Wir bleiben am Ball!