Verein bittet Fraktionen um Hilfe

Oktober 2021

In einem Schreiben an die Fraktionen aller bürgerlichen Parteien in der BVV bittet der Waldsee-Verein um Unterstützung bei der Entschlammung des Waldsees:

An die Fraktionen der CDU, FDP,SPD und Grünen in Steglitz Zehlendorf

Sehr geehrte Frau……., sehr geehrter Herr ……….

im Jahr 2017 hatte die BVV Steglitz-Zehlendorf folgenden Beschluss Nr. 304/V gefasst: „Das Bezirksamt wird ersucht, zur Verbesserung der Wasserqualität des Waldsees gezielte Maßnahmen vorzunehmen.“ Seit her ist nichts geschehen, im Gegenteil: die Situation hat sich von Jahr zu Jahr verschlechtert! 

Die Anwohner am Südende des Waldsees leiden von Mai bis September immer wieder unter unerträglicher Geruchsbelästigung. Der Sauerstoffgehalt des Wassers geht gegen Null1, Fische sterben und verwesen bis genervte Anwohner sie entsorgen. In 2020 und 2021 wurde das Gesundheitsamt auf Fäkalgestank aufmerksam gemacht, da Anwohner um ihre Gesundheit fürchten2

Uns ist bewusst: der Waldsee wird als Vorfluter und Auffangbecken für Straßenabwässer aus den Einzugsgebieten der Argentinischen und Lindenthaler Allee sowie der Goethe- und Fischerhüttenstraße genutzt. Und er ist kein Badegewässer. Das war schon immer so und funktionierte solange der See alle 20 – 30 Jahre entschlammt wurde. Die letzte Entschlammung ist aber bald 40 Jahre her und das Südende des Sees ist randvoll mit giftigem Schlamm3. Bei jedem Regen fließt Gulliwasser am Südende nicht mehr ungehindert in den See, sondern muß sich durch die 2 m dicke Schlammschicht „wühlen“. Kein Wunder, dass der See am Südende immer wieder „umkippt“. 

Seit 2005 verbietet das Berliner Wassergesetz Einleitungen die Gewässer negativ beeinflussen, wenn diese Nachteile nicht ausgeglichen werden können4. Trotzdem, und in voller Kenntnis der Verschlammung, bewilligte das Umweltamt 2019 die Einleitung von Abwasser in den Waldsee für weitere 10 Jahre! 

Die Lösung liegt auf der Hand: eine Teilentschlammung des Südendes mit sachgerechter Entsorgung, angeboten z.B. von der Fach-Firma Vebiro für 180.000,- EUR. Seit 2018 liegt das vom Waldsee-Verein eingeholte Angebot dem Bezirksamt vor. Alle Beteiligten (obere & untere Wasserbehörde, Grünflächenamt, Fischereiamt und die BWB) sind sich über die Notwendigkeit dieser Maßnahme einig. Zuständig für diese Sanierung ist seit 2001 eindeutig der Bezirk5. Aber die Waldsee-Anwohner bekommen von Jahr zu Jahr zu hören: der Bezirk hat kein Geld für diese Maßnahme.

Geld ist auch immer eine Frage der Priorität. Da gehört ja wohl Umwelt- und Gesundheitsschutz an vorderer Stelle dazu!

  1. vom Fischereiamt wurden am 23.9.21 folgende Sauerstoff-Werte gemessen: am Südende des Waldsee 0,2 mg/l, im nördlichen 4,3 mg/l. Ein guter Wert läge um die 10 mg/l.
  2. am 20.9.21 wurde vom Institut für Angewandte Gewässerökologie am Südende des Waldsees ein E.coli Wert von 4.750 MPN/100 ml bestimmt. Der Richtwert des Umweltbundesamtes für Kleinbadeteiche wurde damit um das 95-fache überschritten. E. colis kommen aus Fäkalien und zehren den Sauerstoff im Seewasser auf. 
  3. Untersuchungen der Firma Wessling von 3 Sediment-Proben aus dem Bereich des Waldsee-Südendes zeigten 2015 eine so starke Belastung mit Schwermetallen, dass der Schlamm als Sondermüll entsorgt werden müsste.
  4. Aus dem Berliner Wassergesetzt: „Die Genehmigung ist zu versagen, wenn durch die mittelbare Einleitung eine schädliche Verunreinigung des Gewässers oder eine sonstige nachteilige Veränderung seiner Eigenschaften zu besorgen ist und diese Nachteile nicht durch Nebenbestimmungen verhütet oder ausgeglichen werden können.
  5. Im Jahr 2001 wurden im Zuge der Aufgabenübertragung ca. 60 stehende Gewässer 2. Ordnung von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung in die ordnungsbehördliche Zuständigkeit des Bezirks Steglitz-Zehlendorf übertragen – darunter auch der Waldsee.

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